Höllental : 87

Fahr' zur Hölle
Maßstab 1:87 und 1:160

. . . ist ein unfrommer Wunsch, um sich dreist und anmaßend denkenden und handelnden Zeitgenossen dorthin zu entledigen, wo diese zu Recht hingehören und dort bis in alle Ewigkeit schmoren sollen. Andererseits kann ich einen Besuch der Hölle sehr empfehlen, bringt man durch einen Ausflug ins Höllental unweigerlich viele Eindrücke mit, welche man z. B. in einen Anlagenbau einfließen lassen kann. Am Ende wird dabei stets etwas Vorzeigbares herauskommen.
Wer den Weg dorthin scheut, der kann sich anhand meiner Illustrationen Anregungen zum Nachbauen holen. Man sollte beim Anlagenbau allerdings sehr viel «Grünzeug» verwenden, damit die Natur des Höllentals ganz klar als solche wiedergegeben werden kann.
Mittlerweile gibt es eine große Palette an industriellem Zubehör wie z.B. Fichten, die mithilfe von gezielten Modifikationen auch als «Super-Fichten» durchgehen könnten. Ansonsten hat man immer noch die traditionelle, aber zeitaufwendige Option des kompletten Selbstbaus oder eben ein Mix aus beidem. Mit meinen aktuellen Entwürfen möchte ich zeigen, wie ich mir einen Anlagenbau vorstelle.


Höllental   |   Wied'sche Höllental

Der gesamte Streckenabschnitt über 6,35 km zwischen Blankenstein/Thür. und Marxgrün wurde einst als fränkische Höllentalbahn bezeichnet, wovon das «Wied'sche Höllental» mit seiner Holzstoff-Fabrik (siehe Ansichtskarten) für mich der schönste Teil ist. Anton Wiede war Initiator der Höllentalbahn mit maßgeblichem Anteil an deren Verwirklichung, aber auch ein Mensch, der immer den Naturschutz vehement einforderte und gleichfalls im starken Maße förderte. Bei all seinen baulichen Maßnahmen wurde immer darauf geachtet, dass sich diese nahtlos in die Natur einfügten. Man hat auch heute noch den Eindruck, dass z. B. das Wehr (bei Hölle) oder die Holzstoff-Fabrik (1932/33 Umbau zum Kraftwerk) ein Teil der Natur sind.


Das Ventil zur Erzeugung der Fontäne wurde nur dann geöffnet, wenn die Selbitz reichlich Wasser
führte und viele Besucher im Höllental unterwegs waren, um diese Attraktion bieten zu können.
Ansichtskarten: Sammlung Horst Wilhelm Bauer


Höllental   |   Bauabschnitt D

In meinem Archiv befinden sich viele Fotos von Paul König (Photo König, Bad Lobenstein) im Format 13 x 18 cm, der in der Zeit von 1900 bis ca. 1940 die Höllentalbahn in fast allen Bereichen ablichtete, die mir immer eine große Hilfe bei all meinen Planungen waren. Anhand dieser Fotos konnte ich sogar die Anzahl der Bäume und deren Standorte in der nachfolgenden Illustration berücksichtigen, mit dem erfreulichen Ergebnis, dass gar nicht so viele Bäume «gepflanzt» werden müssen.
Die Wirkung einer Anlage auf den Betrachter steht und fällt nicht nur durch ihre Gestaltung alleine, sondern auch mit dem montierten Hintergrund. Wenn alles wohl geraten ist, gewinnt man sehr viel, aber bei schlampiger Bauweise verliert man unumkehrbar alles. Deshalb sollte man mit einigen Kunstmalertechniken versuchen, eine wohltuende und gleichzeitig beruhigende Tiefenwirkung zu erzielen. Dazu zählt auch z. B. der Blick über den Selbitz Viadukt auf den König David mit seiner großen Anzahl an Fichten.

Als Nächstes folgen Gleispläne und aktuelle Illustrationen zum Thema Wied'sches Höllental wie es gebaut werden könnte, und zwar im Maßstab 1:87 (H0) sowie 1:160 (N). Im gezeigten Beispiel für Spur H0 (1:87) ist alles in allem 510 cm lang und würde sich auf fünf Module in den Abmessungen (v. l. n. r.) 100-100-110-100-100 cm mit einer Tiefe von 60 cm  verteilen. Im Beispiel für Spur N (1:160) benötigt man drei Module in den Abmessungen 100-50-100 cm bei einer Tiefe von 30 cm, jeweils unter Berücksichtigung und Anwendung der Neigung von 1:100 in Richtung Hölle (nach rechts). Ab dem Viaduktkopf wechselt die Neigung in Richtung Lichtenberg auf 1:50 auf den nächsten 760 Meter bis in die Station Lichtenberg hinein. Auch die Signale 37c (Pfeif-/Läutetafel) wurden genau an den Stellen platziert, wo sie einmal gestanden haben. Insgesamt stimmt der gesamte Gleisplan in allen Belangen mit dem ehemaligen Vorbild exakt überein. Das Lichtraumprofil, der Halbmesser und die exakte Lage der 12 m-Gleisjoche (nach Fotos von Paul König) wurden auch beachtet.

Gleisplan für Spur H0 (1:87) Synthese Tunnel-Viadukt-Tunnel

Gleisplan für Spur N (1:160) Synthese Tunnel-Viadukt-Tunnel

Auf Basis der alten Vermessungskarten sind alle Elemente genauso platziert, auch alle Wege, wie amtlich angeben. Ab dem dritten Modul ist oben der sogenannte Röhrensteig eingezeichnet, unter dem eine Rohrleitung mit einem Durchmesser von 1,7 Meter verläuft; auch heute noch. Diese Leitung nimmt am Wehr in Hölle ihren Anfang und endet am Ausgleichsturm oberhalb der Holzstoff-Fabrik, um dann in einer Rohrleitung mit 1,2 Meter Durchmesser aus einer Höhe von 22 Meter in einer Neigung von 30º direkt in die Turbinen zu gelangen; wenn ich die mir vorliegenden Pläne korrekt gelesen habe. In dieser Holzstoff-Fabrik erzeugte man Holzschliff für Wiede's Papierfabrik Rosenthal (WPR, Blankenstein). Der Holzschliff wurde entwässert und zu kompakten Ballen zusammengepresst und anschließend mit Pferdefuhrwerken zum Stammwerk (WPR) nach Blankenstein transportiert, um damit feinste Papiere herstellen zu können, die weltweit bekannt und begehrt waren. Einen kleinen Teil der hergestellten Papiere gab man zur Veredelung in die Ullstein Papierfabrik in Lichtenberg-Blechschmidtenhammer (gegenüber DWG).

Illustration für Spur H0 (1:87) Synthese Tunnel-Viadukt-Tunnel

Illustration für Spur N (1:160) Synthese Tunnel-Viadukt-Tunnel

Das soll für die Umsetzung in's Modell aber keine Relevanz haben, es sei denn, ein Interessent hat Raum und Zeit, das alles komplett nachbauen zu können, was ich neidlos begrüßen würde. Im Wesentlichen begnüge ich mich mit den vorbildgerechten Details, wie illustriert.


Bauabschnitt D   |   Selbitz-Viadukt

Im September 1987 habe ich zusammen mit meinem Bruder einen ganzen Tag lang den Selbitz-Viadukt komplett vermessen und 1997 bei einem Tagesausflug nochmals nachgemessen. Mit diesen Daten zeichnete ich den Selbitz-Viadukt zunächst am Reißbrett mit Tusche als Reinzeichnung sowie die erste Handskizze der Synthese Tunnel-Viadukt-Tunnel als Vorlage für einen Anlagenbau. Die farbige Illustration mit Layoutmarkern, Chromostiften und Tusche hatte ich bereits schon 1989 angelegt. Etwa ab 1998 folgten dann die ersten Zeichnungen und Illustrationen als Vektorgrafiken am Mac.

Erste manuelle Schnellskizze der Synthese Tunnel-Viadukt-Tunnel,
die ich mit Bleistift, Filzstift und Fineliner im Jahr 1998 anlegte.

Die beschriebene Illustration, die allerdings einen Fehler aufweist. Beim Anlegen
der Zeichnung hatte ich die Neigung nicht berücksichtigt und stattdessen
den Bogen im Durchlass links ein Stück weiter nach unten gesetzt.

Aus diesem Prozess des Schaffens entspringt die nachfolgende Zeichnung, die in allen Belangen absolut maßstäblich ist, wenn man das Zugeständnis bei den Maßrundungen ausklammert. Die Rundung der Maße und deren Größenordnung ist stets abhängig vom Maßstab. Je größer der Maßstab, desto näher ist man am Vorbildmaß!
Anhand der Zeichnungen ist es für jeden ein Leichtes ein Mini-Original in H0 zu bauen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Bruchsteinmauerwerk, wobei das Gravieren der Bruchsteine einige Tage dauern dürfte, wenn man z. B. mit klassischem Gips arbeitet. Da ist Hartschaum für mich die bessere Alternative, und es geht auch schneller, präziser und sauberer vonstatten.

Gesteinsarten
Viaduktkorpus: Diabas, Bruchstein
Viaduktbögen: Epprechtstein-Granit, Schnittstein (unbehandelt*), Schauseiten mit Bossen, Innenbögen glatt*


Selbitz-Viadukt

Selbitz-Viadukt Draufsicht

In den vergangenen Jahren hatte ich mir viele Gedanken zum Bau des Viadukts in den Nenngrößen 1 und Null gemacht, aber im Endeffekt wäre es bei Verwendung von mineralischen Baustoffen immer eine «Schwergeburt» geworden. Also, dachte ich, warum nicht einmal mit Hartschaum probieren. Gegenüber der klassischen Bauweise mit Gips hat Hartschaum den Vorteil, dass man erstens die Bruchsteinstruktur (siehe Ansichtskarten) viel einfacher erzeugen kann und zweitens sich nach der Fertigstellung immer noch zum Abformen entschließen kann. Mit einer mehrteiligen Form ist das problemlos möglich, aber man sollte Erfahrung für diese Art von Formenbau besitzen. Das geht selbstverständlich auch mit einem gravierten Gipsmodell, aber bei Gips ist es jedoch viel schwieriger und sehr zeitaufwendig, die Natursteinstruktur zu gravieren. Vor allem sollte man über ein gerüttelt' Maß an Können verfügen.
Eine weitere Alternative wären Natursteinplatten aus der Palette des industriellen Zubehörs, jedoch eignen sich die im Handel angeboten strukturierten Hartschaumplatten eher nicht für gehobenen Modellbau, denn es stimmen weder die Proportionen noch die Mauerfugen (viel zu groß). Anhand des folgenden Fotos möchte ich zeigen, wie ich mit meiner erdachten Technik Naturbruchsteine aus Styrofoam herstelle.


Herstellung von Urmodellen
Zuallererst druckt man sich ein Foto vom Vorbildmauerwerk aus, das zuvor auf den erforderlichen Maßstab angepasst wurde; ein bekanntes Vorbildmaß reicht dafür aus. Damit geht man zu einem Steinmetz oder in einen Baumarkt und sucht sich strukturierte Klinker aus, die anhand des Fotos in etwa den echten Bruchsteinen (auf Foto) in Struktur und Größe am nächsten kommen. Nach dem Kauf des geeigneten Materials nimmt man ein passendes Holzbrett, das man gerade und rechtwinkelig in einen großen Schraubstock klemmt und die Spannbacken (oben/unten) mit einem Bleistift auf dem Holzbrett anreißt. Dann klebt man den Klinker vermittelt oder deckungsgleich in den Anriß auf das Holzbrett. Nach dem vollständigen Aushärten des Holzleims können nun Nutzen gepresst (z.B. aus Styrofoam wie gezeigt), auf alle erforderlichen «Steingrößen» zugeschnitten und zu einem Urmodell montiert werden. Diese von mir erdachte Technik wende ich schon seit 2003 erfolgreich an und darf gerne nachgeahmt werden. Das Ergebnis wird immer spitzenmäßig sein.
Nach der Fertigstellung eines Urmodells forme ich dieses mit Silikon ab. Man sollte jedoch mit einem kleinen Stück vorher testen, ob sich das Silikon, welches man verwenden möchte, mit dem vorbehandelten Styrofoam (Formentrennwachs) verträgt, um eine totale Zerstörung des Urmodells auszuschließen.

Selbitz-Viadukt Neigungsanzeiger
Die zum Bau des Viadukts benötigten eisenbahntechnischen Elemente wie das Signal 37d und der Neigungsanzeiger - hier 1:100 - stelle ich auch noch einmal vor, und sollten beim Anlagenbau unbedingt berücksichtigt werden. Alle Originalmaße sind bei den Zeichnungen angegeben.


Neigungsanzeiger

Das Ausschnittfoto zeigt den am Viadukt montierten Neigungswechselanzeiger.
Foto: Sammlung Horst Wilhelm Bauer

Signal 37d

Mit dieser Zeichnung wird es jedem gelingen, das Signal 37d perfekt zu bauen, gleich welchem Maßstab. Bei der Aufstellstange ist mittig ein schwarzer Strich zu erkennen, der jedoch keine Relevanz hat und nur die Mittellinie der Rückseite vom T-Profil darstellen soll.

Selbitz-Viadukt Hektometerstein

Foto: Sammlung Horst Wilhelm Bauer

Dieses Foto aus dem Jahr 1939 zeigt den Viadukt mit einigen Details von fundamentaler Bedeutung für den Anlagenbau. Im Vordergrund zeigt sich der Hektometerstein mit Angabe des Standorts bezogen auf die Entfernung zum Bahnhof Triptis (Oberlandbahn), und hinter dem Viadukt erkennt man noch das Signal 37d. Auf der linken Seite kurz vor dem Kanzelfelstunnel steht der nächste Hektometerstein (64,7). Was zunächst wie ein weißer Warnungsanstrich am Bogen des Kanzelfelstunnels aussieht, ist tatsächlich die Rückseite des ganz kurz hinter dem Hektometerstein (64,7) stehenden Signal 37d (siehe Gleisplan).

Kanzelfelstunnel
Dieser nur 35 Meter lange Tunnel gefällt mir besonders gut, weil er auffallend vom alltäglichen Erscheinungsbild und Ausführung abweicht und die Szenerie ganz markant prägt. Das gezeigte Südportal musste seinerzeit den natürlichen Gegebenheiten angepasst werden, was sich durch schmale, schräge Seiten der Portalwand darstellt. Das Nordportal des Kanzelfelstunnels dagegen (siehe Foto oben) ist schon wieder Durchschnitt und stimmt in der baulichen Ausführung weitgehend mit den Portalen des Kesselfelstunnels überein (Zeichnungen folgen - auch zum Downloaden). Allerdings wäre das Südportal genauso langweilig wie die restlichen Portale geworden, wenn mehr Substanz an Fels vorhanden gewesen wäre. Davon bin ich überzeugt.

Das Erstellen eines Modells ist für den geübten Modellbauer einfach und verweise hierzu auf die oben beschriebene Herstellung von Urmodellen. Für einen Nachbau wünsche ich viel Spaß und gutes Gelingen.

 Kanzelfelstunnel Südportal


Nach einem Foto aus dem Jahr 1979 und unter Berücksichtigung der preußischen Normalien habe ich im Jahr 2001 dieses Portal rekonstruiert. Jeder gezeichnete Stein ist wie im Original entsprechend groß und befindet sich genau an der Stelle, wo er auch beim Original zu finden ist, wenn noch vorhanden.

Foto: Sammlung Horst Wilhelm Bauer

Ein Fotomotiv aus längst vergangenen Tagen der Höllentalbahn mit Blick auf den Kanzelfelstunnel, wo soeben eine BR 93.5 (93 545) mit einem Personenzug herausfährt. Als Packwagen konnte ich den preußischen Pwi 31 ermitteln, den es in H0 von TILLIG (74798) gibt. Die zwei Damen rechts unten im Bild haben auf dem Röhrensteig ein ruhiges Plätzchen gefunden mit hervorragendem Blick auf das gesamte Geschehen.


Höllental   |   Bildliches Potpourri


Ansichtskarten zur Synthese Tunnel-Viadukt-Tunnel aus meiner Sammlung. Die untere AK zeigt
eine preußische P 2 auf dem Selbitz-Viadukt kurz für der Einfahrt in den Kesselfelstunnel.
Ansichtskarten: Sammlung Horst Wilhelm Bauer

Diese Echt-Foto-Ansichtskarte zeigt die 86 413 (BW Hof) nach
dem Durchqueren des Kanzelfelstunnel in Richtung Station Hölle. 
Echt-Foto Ansichtskarte: Sammlung Horst Wilhelm Bauer

Kurz vor der Stilllegung der Höllentalbahn (23. Mai 1971) fährt eine Hofer V 100 im Schritttempo
Richtung Lichtenberg. Was genau die V 100 am Haken hatte, entzieht sich meiner Kenntnis.
Foto: Dieter Brandl - mit freundlicher Genehmigung


Bei einem Besuch des Höllentals im Juni 2003 zeigte sich das Selbitz-Viadukt im abgebildeten
Zustand. Aufgrund fehlender Unterhaltungsarbeiten ergreift der Zerfall langsam aber sicher Besitz
vom Viadukt. Bei meinem Aufmessen des Viadukts im September 1987 waren noch keine
gravierenden Mängel sichtbar, bei meinem letzen Besuch im April 2009 dann doch schon.
Schade eigentlich, trotz aller ehrenvoller Anstrengungen regionaler Institutionen.
Allerdings sieht sachliche und fachliche Kompetenz ganz anders aus!
Fotos: Horst Wilhelm Bauer



Rekonstruktionen, Zeichnungen, Illustrationen, Fotos, Modellbau: Horst Wilhelm Bauer

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